Fluch der wilden Jahre by Hültner Robert

Fluch der wilden Jahre by Hültner Robert

Autor:Hültner, Robert [Hültner, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-10-26T16:00:00+00:00


KAPITEL 16

Schwab deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.

»Türk, hab heut Nachmittag einen Anruf von der Direktion gekriegt. Wegen deiner Schlägerei neulich.«

»Und?«

»Hock dich erst mal hin.«

Türk zog sich den Stuhl heran und setzte sich. Er sah den Inspektionsleiter erwartungsvoll an. Dieser lehnte sich zurück und legte beide Hände auf die Tischkante.

»Und?«, wiederholte Türk. Er saß kerzengerade.

Hatte Schwabs Miene zuvor noch keine Regung erkennen lassen, so wirkte er mit einem Mal zufrieden.

»Wie ich’s mir gedacht hab, Türk«, sagte er. »Die wollen da kein Büro aufmachen.«

»Da schau her«, sagte Türk erfreut. »Und wieso?«

»Das haben mir die natürlich nicht direkt sagen können. Aber es schaut ganz so aus, als ob die beiden so genannten Kollegen schon einmal aufgefallen sind.« Schwab schmunzelte. »Aber – unter uns gesagt – noch nie damit, dass sie sich fertigmachen haben lassen, obwohl sie zu zweit waren.«

»Und wie geht’s jetzt weiter?«

»Was ich gehört hab, heißt auf deutsch, dass alles intern geregelt werden soll. Und das Beste ist, und jetzt pass auf: Ich soll dich fragen, ob du damit d’accord bist.«

»Ha?«, machte Türk.

»Jetzt schau nicht so blöd. Ich hab in meiner Stellungnahme mehr oder weniger unmissverständlich drauf hingewiesen, dass es Zeugen für den Vorfall gibt. Na? Klingelt’s noch immer nicht?«

»Doch«, meinte Türk. »Es heißt, dass ich im Gegenzug mein Maul halten soll, oder?«

»Respekt«, sagte Schwab. »Er hat’s erfasst. Genau das ist der Deal, Türk. Hast nochmal verdammtes Glück gehabt, tät ich sagen. Weiß gar nicht, ob du dir’s verdient hast.«

Türk betrachtete seinen Handrücken.

»Muss ich mir noch überlegen.«

»Bist du noch bei Trost?«, fuhr Schwab auf. »Jetzt hör mir einmal ganz, ganz gut zu, Türk. Du bist bei uns praktisch auf Bewährung, und du kannst dir denken, dass ich im Detail darüber informiert bin, warum du degradiert worden bist. Du hast – um’s mal schonend zu formulieren – gelegentlich die Tendenz, gewisse Vorschriften etwas lockerer zu sehen. Oder, andersrum gesagt: Dein Gerechtigkeitsgefühl deckt sich nicht immer damit, was irgendwelche vertrockneten Juristen, die vom Leben keine Ahnung haben, in den entsprechenden Ausschüssen festgelegt haben. Kannst du mir soweit folgen?«

»Ich geb mir Mühe.«

Schwab schmunzelte. »Du bist noch immer ein hochnäsiges Arschloch.«

»Ich kann mir nicht helfen, Schwab. Aber immer wenn du das sagst, hört sich das wie ein Kompliment an.«

»Das verstehst du möglicherweise grundfalsch. Ich bin noch nicht fertig. Fakt ist nämlich, dass das, was du dir seinerzeit geleistet hast, normalerweise die sofortige Entlassung nach sich gezogen hätt. Ist dir das klar?«

»Mittlerweile schon«, sagte Türk. »Aber du bist noch immer nicht ganz fertig, oder?«

»Erfasst, Türk. Und drum pass jetzt einmal gut auf: Ich werd einfach das Gefühl nicht los, dass du noch immer nicht wirklich kapiert hast, was deine Degradierung bedeutet. Nämlich, dass du nicht mehr bei der Kripo, sondern bei der hundsnormalen Schutzpolizei bist. Und dass du dich weiters mit allen Aktivitäten, die darüber hinausgehen, gewissermaßen in Widerspruch zur Struktur der Münchner Polizei begibst. Zu einer Struktur, die vor allem denen, die sie entworfen haben, ungefähr so heilig wie die zehn Gebote sind.«

»Als ob mir das nicht klar wär.«

»Da hab ich eben so meine Zweifel.



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